Neues Denken lernen

Diese Seite ist zunächst als Einführung zum Thema "Neues Denken lernen" gedacht. Die Seite soll ständig - nicht zuletzt durch Hinweise der Teilnehmer - ergänzt werden.
Da Neues Denken rational begründet ist, kann es auch erlernt werden. Etwas kompliziert wird es allerdings dadurch, daß Neues Denken kein geschlossenes System ist. Bildlich gesprochen fließen viele unterschiedliche Quellen zum Neuen Denken zusammen. Zwei Hauptquellen haben den größten Anteil:

  1. Psychologisch begründete Ansätze
  2. Denkmethodische Ansätze

1. Psychologisch begründete Ansätze

Denken ist keine isolierte Funktion des „Geistes". Es steht in enger Beziehung zum Körper einerseits und zur Psyche andererseits. Oft wird zwischen Körper, Geist und Psyche/Seele unterschieden. Diese Trennung ist künstlich. Ihr wird hier nur gefolgt, um den Weg des Neuen Denkens besser darstellen zu können.
Seit wenigen Jahren ist wissenschaftlich belegt, daß körperliche Befindlichkeiten auch von psychischen Bedingungen abhängig sind. Das gleiche gilt auch umgekehrt. Die Psychoneuroimmunologie - PNI - konnte zeigen, daß das Immunsystem stark durch das Erleben beeinflußt wird. Das wußten schon die Menschen in der Antike. Sie hatten dafür aber nur unzureichende Erklärungen und indirekte Methoden, um Heilungen herbeizuführen.
Auch das Denken kann nicht von psychischen Vorgängen getrennt werden. Gefühle/Emotionen wie Angst, Freude, Traurigkeit, Glücksempfinden bestimmen das Denken ebenso wie Erfahrungen von Erfolg und Mißerfolg oder von Verlust und Trennung. Unter ihrem Einfluß bilden sich Muster, nach denen unser Denken und Verhalten ablaufen. Sie sind gelernt und können daher beeinflußt werden. Die genetisch bestimmte Grundstimmung eines Menschen ist jedoch durch Lernen nur wenig zu verändern. Wir können aber lernen, mit unserer jeweiligen genetischen Bedingtheit umzugehen, wenn wir sie kennenlernen und annehmen.
Deshalb erscheint es sinnvoll, sich zunächst mit psychologisch begründete Methoden und Techniken zu beschäftigen und mit ihrer Hilfe überhaupt erst die Voraussetzungen für Neues Denken zu schaffen. Es sind sowohl lernpsychologische wie auch therapeutische Erkenntnisse und Methoden, die wir dafür nutzen können. Es sollte daher nicht abschrecken, wenn einige von ihnen sich als „Therapien" verstehen. Zusätzlich werden Techniken herangezogen, die sich in der Praxis bewährt haben und psychologisch erklärt werden können, aber bisher keine direkte wissenschaftliche Begründung gefunden haben.
Gedanken können heilen und krankmachen. Das geschieht über die für die Emotionen verantwortlichen Bereiche unseres Gehirns. Auf diese wiederum läßt sich in gewissem Maße über die genannten psychologischen Techniken Einfluß gewinnen. Also gilt es, das Denken entsprechend zu steuern.
Im Netzwerk Neues Denken werden diese Techniken regelmäßig vorgestellt. Soweit sie in Buchform vorliegen, werden sie in auch den Buchtipps besprochen. Der Erfahrungsaustausch über ihre Anwendung wird ein wichtiges Element des Netzwerks sein. Alle Teilnehmer sind aufgerufen, Hinweise auf solche wirksamen Methoden und Techniken zu geben, die ohne fremde Hilfe eingesetzt werden können.

2. Denkmethodische Ansätze

Hier werden Methoden und Techniken vorgestellt, die es erlauben, eigene und fremde Denkmuster zu erkennen und gegebenenfalls zu verändern.
Die Philosophie beschäftigt sich mit diesem Themenbereich schon seit der Antike. Für die neuere Philosophie seien hier nur die Erkenntnistheorie und die Phänomenologie genannt.
Es würde jedoch den Rahmen von NND sprengen, intensiv auf die verschiedenen philosophischen Ansätze einzugehen.
Deshalb sollen leicht erlern- und anwendbare Methoden den Vorrang haben. Sie werden mit ihren jeweiligen Hauptvertretern oder „Erfindern" und weiterführenden Literaturhinweisen dargestellt.

1. Psychologisch begründete Ansätze

1.1. Die 10 dümmsten Fehler kluger Leute, wie man klassischen Denkfallen entgeht


Unter diesem Titel zeigen Arthur Freeman und Rose DeWolf überzeugende Möglichkeiten auf, wie man selbstbehinderndes Denken ändern und damit mehr persönliche Lebensfreude gewinnen kann. Es geht darum, eigene Denkmuster zu erkennen und negative Denkmuster zu korrigieren. Obwohl dies zunächst nur eine kognitive Aufgabe zu sein scheint, stellt sich schnell heraus, dass hierbei unsere Gefühle eine entscheidende Rolle spielen. Sie beeinflussen unsere Gedanken und unsere Handlungen ohne dass wir uns dessen bewusst werden. Es gibt eine anatomische Leitung, die das Großhirn, den eigentlichen Denkprozessor, umgeht. Das limbische System als Sitz der Emotionen kann unter bestimmten Bedingungen den Neokortex außer Funktion setzen.
Das ist aber nur die eine Möglichkeit, die andere erlaubt es uns, mit unseren Gedanken die Emotionen zu beeinflussen. „Das Denken ist das Tor zu unseren Gefühlen - und unsere Gefühle sind das Tor zu unseren Handlungen.“ (Freeman). Daraus entsteht eine Synthese aus Denken, Emotionen und Handlungen. Wenn Sie bereits zu Neuem Denken fähig sind, hat es sich bei Ihnen wahrscheinlich aus dem gleichen Gefüge entwickelt.
Die vorgestellte Methode und die abgeleiteten Techniken sind Bestandteile der „kognitiven Therapie“. Sie hat sich als wirkungsvolle Methode erwiesen, verbreiteten Denkfehlern zu begegnen. Sie setzt außerdem auf die Fähigkeit eines Menschen, die Verantwortung für sich selbst zu übernehmen und damit sein Leben zum Besseren zu wenden. Einschränkend muß aber darauf hingewiesen werden, dass es auch Menschen gibt, die nur mit Hilfe erfahrener Therapeuten ihre kognitiven und emotionalen Muster erkennen und ändern können. Diese Menschen aber will das Netzwerk Neues Denken nicht in erster Linie ansprechen, weil durch dessen Ansprüche ihre Probleme eventuell noch verstärkt werden könnten. Allen anderen jedoch kann die Methode der „kognitiven Therapie“ zu erstaunlichen und oft unerwarteten befreienden Einsichten in eigene Muster und Denkfallen verhelfen. Niemand ist völlig frei von Fehlern in der Wahrnehmung , von unerkannten Einflüssen der Emotionen und ihm selbst nicht bekannten Denk- und Handlungsmustern. Wer jedoch Neues Denken zumindest im Ansatz praktiziert, hat die besten Voraussetzungen, von dem vorgestellten Ansatz zu profitieren.
„Allen Fehlern, die in den Kapiteln dieses Buches beschrieben werden, ist folgendes gemeinsam:"

  1. Sie ereignen sich in unseren Denkprozessen.
  2. Sie bereiten uns große Schwierigkeiten.
  3. Sie haben zur Folge, dass es uns schlecht geht.
  4. Sie sind relativ leicht zu vermeiden.
  5. Sie sind Reaktionen, die wir vermeiden würden, wenn wir klar und vernünftig über sie nachdächten“

Die Autoren stellen die zehn dümmsten Denkfehler in einer Liste zusammen. Die einzelnen Punkte können hier nur jeweils kurz erläutert werden:


Auf den ersten Blick könnten die aufgelisteten Denkfehler vielleicht zu banal erscheinen. Tatsächlich verbergen sie sich aber hinter scheinbar unverdächtigen Überzeugungen und Haltungen und werden garnicht als Fehler erkannt. Die Autoren verstehen es, ihren Lesern dafür die Augen zu öffnen und die verborgenen Muster zu demaskieren.
Mit einer Fülle von Beispielen, Anregungen und Übungen, die sich in der therapeutischen Praxis Freemans bewährt haben, kann das Buch als Lernprogramm für Neues Denken bezeichnet werden. Dazu tragen auch achtzehn kognitive Techniken zur Aktivierung des Verstandes sowie sieben Verhaltenstechniken zur Anwendung des neuen Wissens bei.

Als Zusammenfassung wird IDEE angeboten.
I - Identifikation Ihres Denkfehlers. (Betrachten Sie die automatischen Gedanken, die Ihnen durch den Kopf schießen.)
D- Definition des Fehlers. (Was bedeutet er für Sie? Wie wirkt er sich auf Ihr Leben aus?)
E- Entwurf Ihrer Handlungsweise. (Denken Sie sich Alternativen aus, wägen Sie die Vor- und Nachteile ab.)
E- Einsatz Ihres Wissens. (Denken Sie daran, dass Erkenntnis nur der erste Schritt ist. Jetzt müssen Sie handeln.)

"Nimm dich deiner Gedanken an", sagte Platon. "Du kannst mit ihnen tun, was du willst"

Freeman, Arthur - DeWolf, Rose
Die 10 dümmsten Fehler kluger Leute, Wie man klassischen Denkfallen entgeht
Verlag Piper, EUR 8,95
ISBN 978-3-492 26298-9


Stand 20. 08. 2012